Der Visevnik – Die schönste Wanderung zwischen Bleder See und Bohinjsee

Der Viševnik (2 050 m) stellt ein wunderbares Wanderziel für eine etwa vierstündige Tour dar. Er ist nicht weit vom Bleder und Wocheiner See (Bohinjsee) entfernt, die beide ein wirkliches Muss für einen Aufenthalt in Slowenien sind. Die hier beschriebene Route ist ein Rundweg mit großartigen Ausblicken auf den Triglav-Nationalpark. Wald, Bergkiefern und alpine Kurzrasen – die Vegetation ändert sich während des Aufstiegs beständig und die Sicht ist ebenso vielfältig. Hier wird es beim Aufstieg nie langweilig – und beim Abstieg ebenfalls nicht, der mit einem Grat mit Panoramablick beginnt.

Hinweis: Für Leute mit etwas Wandererfahrung ist das eine Tour ohne größere Schwierigkeiten – Trittsicherheit ist aber jedenfalls erforderlich. Siehe auch die Tipps am Ende des Artikels.


Viševnik, ein Gipfel von 2 050 m, der sich an einem Nachmittag erklimmen lässt


Diese Wanderung startet nicht von einem der Seen aus, denn im Gegensatz zu den Annahmen einiger Touristen beginnen die schönsten Wanderungen in Slowenien nicht am Bleder See oder Bohinjsee. Diese Seen liegen auf einer Seehöhe von 500 Metern, also viel zu niedrig! Würdet ihr von dort aus losgehen, verbrächtet ihr zu viel Zeit damit, im Wald bergauf zu kraxeln, bevor sich euch die freien Ausblicke auf die Gipfel und Almen Sloweniens bieten.

Im Falle dieser Wanderung auf den Viševnik befindet sich der Ausgangspunkt auf 1400 Metern Seehöhe in Pokljuka/Rudno Polje! Genau an diesem Ort finden übrigens allwinterlich internationale Biathlonwettbewerbe statt. Von Bled kommend fahrt ihr zunächst aufs Plateau von Pokljuka hinauf, indem ihr einer größeren Bergstraße folgt, die in einem super Zustand ist und euch in Serpentinen immer weiter nach oben führt. Dort durchquert ihr dann ein von tausenden Tannen bestandenes Plateau, auf welchem ihr nach ein paar Kilometern den Eindruck haben könntet, euch im Herzen eines finnischen Waldes zu befinden. Wenn ihr dann euer Auto beim großen Parkplatz abgestellt habt und der Ausschilderung folgt, geht es endlich zu Fuß bergauf. Dabei gewinnt ihr zunächst an Höhe, indem ihr unter zwei alten Schleppliften entlanggeht. So könnt ihr bereits nach kurzer Zeit einen beeindruckenden Ausblick auf das Wäldermeer des Plateaus von Pokljuka genießen. Noch weitaus spektakulärere Aussichten erwarten euch etwa eine Stunde später.

Um euch wirklich von einer Entdeckung zur nächsten zu führen, ist die von mir vorgeschlagene Route ein Rundweg. Die Richtung, in welcher ihr ihn beschreiten solltet, gebe ich ebenso vor, damit sich nicht der beste Ausblick beständig beim Aufstieg in eurem Rücken befindet.

Die Wanderung ist zwar so schön, dass die Stunden nur so verfliegen, aber beim Abstieg kann sich der Höhenunterschied von 680 m doch mal bemerkbar machen, die Beine werden schwer, die Füße schmerzen. Und zudem ist die Wanderung derart beliebt, dass die Slowenen hier das ganze Jahr über gerne Wandern gehen. Das führt natürlich dazu, dass ihr hier nicht unbedingt alleine die Gebirgshöhenstille der Julischen Alpen genießen könnt, sondern eher eure rudimentären Slowenischkenntnisse anwenden müsst, wenn ihr die anderen Wanderer grüßt. Wie auch in Österreich ist es in Slowenien ein wichtiger Brauch, dass sich die Leute insbesondere beim Wandern begrüßen, in diesem Fall mit Dober dan (Guten Tag).

Zum Ausgangspunkt der Wanderung gelangen

So kommt ihr zum Startpunkt

Fahrt vom Bleder See aus nach Pokljuka, und wenn ihr einmal in Pokljuka Rudno Polje angekommen seid, dann nehmt die kleine nach Westen (bzw. rechts) führende Schotterstraße, die zwischen den Militärgebäuden und dem Hotelkomplex abzweigt. Fahrt dort einen Kilometer und haltet dann am Fuße eines alten Sessellifts (hier auf Google Maps). Falls ihr dort keinen Parkplatz findet, dann fahrt auf der Straße etwas weiter, oder kehrt notfalls um und parkt beim Hauptparkplatz (das kostet im Sommer 7€; von dort aus könnt ihr den Startpunkt auch mit einem der kostenlosen Busse erreichen).

Wie lange braucht man bis zum Ausgangspunkt der Wanderung?

Mit Bus: Abfahrt in Bohinjska Bistrica – Fahrtzeit 40 Minuten – 3 Busse pro Tag – im Tourismusbüro abchecken – von Mitte Juni bis Mitte September

Erster Teil: Der Aufstieg unter den alten Sesselliften

Nun geht es endlich mit dem Wandern los. Dazu folgt einfach den beiden alten Sesselliften, die direkt aufeinander folgen, stapft durchs Gras und macht schnell ein paar Höhenmeter. Ihr könnt natürlich auch den gekennzeichneten Weg am Rande der Piste gehen, wenn ihr lieber im Schatten des Waldes bleiben wollt. Ihr müsst den letzten Standpfeiler des zweiten Sessellifts anpeilen und dann dem Weg folgen, der sich in der Achse des Lifts weiter nach oben schlängelt. Nach diesem steilen Anstieg gelangt ihr auf eine Anhöhe, auf der ihr dann auch über rote Wegweiser stolpert. Ein Schild mit der Beschriftung Viševnik 1h weist nach links, aber da ihr ja eine Rundwanderung machen wollt, folgt ihr nicht diesem Weg. Haltet euch stattdessen rechts und folgt der Aufschrift Blejska Koca na lipanci – 2h (später auf weiteren Wegweisern in der verkürzten Form Lipanca zu finden).

Achtet auf die Wegweiser!

Nach etwa 40 Minuten in sehr angenehmer Vegetation mit Latschenkiefern kommt ihr in ein kleines Tal, von dem aus ihr den Gipfel zu eurer Linken erblicken könnt. Dort stoßt ihr auf einen weiteren Wegweiser, der blejska Koca na lipanci nach rechts und Viševnik nach links anzeigt. Haltet euch nun links.

Ein etwas schwierigeres Teilstück

20 Minuten später gelangt ihr dann an eine Stelle, die sich etwas schwieriger gestaltet als der Rest der Wanderung. Dort müsst ihr etwas den Fels hinaufkraxeln, es ist an sich wirklich nicht kompliziert, besonders wenn die Stelle beim Aufstieg mitgenommen wird – nicht andersherum! Aber wenn ihr Höhenangst habt oder noch nie in höheren Gefilden wandern wart, dann wird euch diese Passage trotz Sicherungen nicht wirklich gefallen. In diesem Falle muss ich davon abraten, die Rundtour zu machen, der direkte Weg auf den Viševnik ist für euch dann geeigneter (siehe Karte am Ende des Artikels).

Auf dem Gipfel des Viševnik warten Freude und Entzücken!

Nach dieser fordernden Passage führt euch ein wirklich aussichtsreicher Weg weiter zum Ziel. Vom Gipfel aus habt ihr dann auch direkte Sicht auf euren Ausgangspunkt, das Wintersportzentrum, und könnt das Plateau von Pokljuka, die kleine Alm Javornik, die Steiner Alpen und zahlreiche Gipfel jenseits der 2000 m bestaunen.

Abstieg über einen Grat mit Rundblick

Der Abstieg erfolgt zunächst über einen Grat. Dieser ist mit Gras bewachsen, was ein klasse Gefühl unter den Füßen ist. Hier gehen einem wirklich die Augen über, man freut sich, dort zu sein, und sagt sich, dass man sich glücklich schätzen kann! Danach geht es zwischen Latschenkiefern weiter, was abermals wirklich schön ist, da diese im Durchschnitt um die 1,50 m hoch sind, sodass sich weiterhin ausreichend Sicht bietet. Wirklich genial! Bald findet ihr euch dann an dem ersten roten Wegweiser blejska Koca na lipanci wieder, an dem ihr vorher rechts abgebogen seid. Ab dann geht es durch den Wald hinab und an den Lifts entlang, die euch bereits vom Aufstieg bekannt sind.

Gut zu wissen vor der Wanderung

Ihr braucht jedenfalls gute Schuhe, da ihr bei dieser Tour häufig auf blankem Fels geht.


Dies ist eine Wanderung ohne größere Schwierigkeiten – aber dennoch eine richtige Wanderung, kein Spaziergang im Wald! Der Anstieg ist teils recht hart, es gibt eine kleine, gut gesicherte Passage im Fels, die ihr umgehen könnt, indem ihr den Direktweg zum Gipfel wählt.


Ihr benötigt unbedingt Wasser, da es auf dem Weg keine Schutzhütte oder Quellen gibt. 1,5 Liter sind ein Minimum, besser sind mehr als 2 Liter, besonders wenn es heiß ist.

Plant ein, dass es weiter oben auch dementsprechend kühler ist. Windig wird es wahrscheinlich auch. Nehmt also am besten ein zweites T-Shirt mit, sodass ihr euch am Gipfel umziehen könnt und euch beim Abstieg nicht aufgrund eines schweißgetränkten Shirts verkühlt.

Zum Berggehen brechen die Slowenen in der Regel sehr früh am Morgen auf, weil das Wetter dann besser ist. Im Laufe des Tages kann es sich zuziehen. Vermeidet es eher, nach 13 Uhr loszugehen, und beachtet die Wettervorhersage. Schließlich wollt ihr euch ja nicht in einem Gewitter oder Starkregen wiederfinden, die hier im Sommer häufig vorkommen.


Direkt nach der Wanderung könnt ihr ins Hotel in Pokljuka gehen, um dort einen Cappuccino (2.30 €) oder ein großes Bier (3.30 €) zu trinken – oder gönnt euch vielleicht eine große, kräftigende Suppe.


Das Parken ist kostenpflichtig und kostet 7 € pro Tag. Der Betrag wird für den Naturschutz verwendet.

Wanderkarte

Zögert nicht, die euch begegnenden Slowenen nach dem Weg zu fragen. Die meisten von ihnen machen diese Tour nicht zum ersten Mal und kommen immer wieder, weil es ihnen so gut gefällt.

Mit Spikes ist die Tour auch im Schnee möglich. Geht dann aber nicht die Rundtour, sondern nehmt den Direktweg auf den Viševnik und kehrt dann um.

2 comments

  1. Gabriele Fabricius-Fuchs

    Hallo Verfasser,

    die Wanderung als ‚Wanderung ohne Schwierigkeiten‘ zu bezeichnen, finde ich sehr gefährlich. Die meiste Zeit läuft man über lehmige Wege mit Geröll bei starker Steigung bzw. Gefälle. Ich denke, in den Bergen ist es eher angesagt auf alle potentiellen Gefahren hinzuweisen und lieber etwas schwieriger als leichter zu deklarieren. Ich bin vor einer Woche in Österreich eine Strecke gelaufen, die als schwierig eingestuft war und hatte da wesentlich weniger Probleme. Ich würde es eher als anspruchsvolle Wanderung einstufen, bei der Trittsicherheit erforderlich ist.

    1. Felix Thalheim

      Hallo Gabriele,
      danke für den Hinweis, ich dachte eigentlich, dass es ausreichend deklariert ist, dass es sich dabei nicht um einen Spaziergang handelt, sondern eine je nach Witterung – wie immer in den Bergen – eine durchaus anpruchsvolle Wanderung. Daher auch „ohne größere Schwierigkeiten“ mit dezidiertem Hinweis auf einige Dinge, die es jedenfalls zu beachten geht inkl. Hinweis auf Passage im Fels.
      Ich überlege mal, wie ich das geschickter formulieren kann, sodass es nicht zu Fehleinschätzungen kommt.

      LG,
      Felix

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